Schnadegang

Wenn die fast 500 Jahre alte Landauer Schützengilde von 1517 alle 2 Jahre zum traditionellen Schnadegang (Grenzbegang) einlädt, kann die Historie nicht groß genug geschrieben werden.

Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Grenzen der Gemarkungen zwischen den einzelnen Gemeinden genau vermessen und durch Steine gekennzeichnet. Zuvor gaben vielfach angekerbte Bäume den Verlauf der Grenze an; nur selten standen schon Steine.

Die ältesten Steine stammen etwa aus dem 15. Jahrhundert je nach Richtung mit dem Waldecker Stern für Landau., sowie den hessischen Löwen für Viesebeck.

Der ehemalige Grenzverlauf erstreckte sich noch weit über die heutige Gemarkung hinaus bis an den Jeppenteich, der jetzt in der Mitte der Bühler Gemarkung liegt, und durch den Lindengrund ins Wattertal (etwa 1,3 km von der gegenwärtigen Grenze am Stolzenberg). Er bezog ferner den nordwestlichen Teil der Volkhardinghäuser Gemarkung vom Klosterteich bis zur alten Straße durch den Langen Wald an der Waldschmiede und der Resteiche mit ein. Ferner ging der Schnadegang 1743 bis an die Warolder Grenze, wendete sich in Richtung Braunsen, über der Klus zum Hundsrück und der Salzlecke zur Twiste, an Lefringhausen vorbei bis zur Oggenbrücke, dem Käsewinkelgrund bis zum hintersten Knochengrund unterhalb von Vahlhausen.

Die Nachkriegsjahre zeigen, das auch der moderne Mensch für altes Brauchtum zu haben ist.
Als in Korbach die Schnadegänge auflebten, wollten die anderen Gemeinden nicht zurück-stehen. So marschierten auch die Schützenbrüder der Schützengilde Landau erstmalig nach dem 2. Weltkrieg 1956 wieder mit einer stattlichen Zahl von Landauer Bürger, angeführt vom Bürgermeister vom Rathaus beginnend, wie ehedem mit klingenden Spiel durch den Spielmannzug und flatternder Schützenfahne von 1848 zum Grenzabschnitt Arolser Berg.
Die Landauer Gemarkungsgrenzen werden heute in sieben Schnadegangs-Teilabschnitten alle 2 Jahre jeweils 1 Jahr vor und nach einem Schützenfest, abgeschritten.

Für die Bürger ist der Schnadegang, der gewöhnlich im Mai oder Juni durchgeführt wird, eine willkommene Gelegenheit zu einem fröhlichen Ausmarsch. Sie lernen die Grenze und die Vergangenheit ihrer Gemeinde kennen.
Die Teilnehmer hören auch heute noch gerne zu, wenn der erste Vorsitzende über die Vergangenheit und die ehemaligen Landauer Grenzen berichtet.

Eine Anekdote berichtet, so Grenz-Kundiger Heinrich Viering, über einen früheren Schnadegang-Brauch:
Beim Grenzbegang mussten Schulkinder hinter den Grenzsteinen jeweils einen Pfahl mit der Aufschrift „Landau“ tief in die Erde setzen, wobei die Markierung in Richtung Landauer Kirchturm weisen musste. Anschließend erhielt der Schüler eine kräftige Ohrfeige vom Bürgermeister, damit er immer an den Grenzstein und seine Bedeutung erinnert wird.
Als Schmerzensgeld bekam er dann einen „Zuckerwegge“ vom Ortsdiener überreicht.

Dieser alte Brauch wird heute nicht mehr verfolgt. Seit den Nachkriegs-Schnadegängen in Landau wurden als
Erinnerung an den Stein ein von der Gärtnerei Marschke von Hand gebundenes Anstecksträußchen für die „Gestutzten“, nach Zahlung eines Obolus, später Urkunden und in der heutigen Zeit Medaillen und ein Glas Schnaps, als Erinnerung an den in ihrer Obhut gegebenen Stein, verteilt.